Helfrid Foron

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Wenn ich auf meinen bisherigen Weg schaue, muss ich feststellen, dass es bergauf gegangen ist.

Geboren am 23. Mai 1939 im flachen Land, in der schönen Fontane Stadt Neuruppin in der Mark Brandenburg, wurde ich 1948 nach Tübingen ins Schwäbische verpflanzt, ging dann 1962 zurück nach Berlin, pendelte mich ab 1966 doch wieder im Süden zwischen Stuttgart und Tübingen ein und blieb trotz mehrerer Ausbruchsversuche dort hängen. Schließlich überquerte ich im neuen Jahrtausend den Rhein und wurde in den Höhen der Vogesen sesshaft. Sesshaft, wo war ich sesshaft? Meistens war und bin ich doch unterwegs auf Tournee oder beim Inszenieren.

Bei meinem künstlerischen Weg ging es mir stets darum, Brücken zu schlagen, neue Verbindungen zwischen dem Theater, der Musik, der Sprache, der Bewegung, dem Tanz, der Pantomime und der Bildenden Kunst zu suchen. Dieses Bedürfnis war von Anfang an vorhanden.
 
Nach meiner privaten Ausbildung als Schauspieler und dem Training bei Zirkusakrobaten in Berlin spielte ich 1964/65 an der Schaubühne am Hallischen Ufer in Berlin. 1965/66 ging ich nach Paris, um dort das Handwerk der Pantomime bei Etienne Decroux zu erlernen und studierte gleichzeitig an der Université du Théâtre des Nations.

 

PANTOMIME

Am 26. Februar 1966 war in der Akademie der Künste in Berlin die Premiere mit meinem eigenen ersten Pantomimen Soloprogramm. (K-G Simon, selbst ausgebildeter Pantomime und Verfasser eines wichtigen Buches über die Pantomime, übertitelte seine Kritik in „Theater heute“, Mai 1966: „Der junge Riese“) Nach und nach schlossen sich immer zahlreicher Tourneen durch Deutschland, durch Europa, Afrika, Nord- und Südamerika und Asien an. Sehr oft war daran das Goethe Institut beteiligt. Als Pantomime nahm ich an vielen internationalen Festivals und Kongressen teil und erschien immer wieder im Fernsehen.
Jean Louis Barrault hat mir einen sehr schönen Text geschrieben. (Leider ist es damals aus Termingründen nicht zu der von Barrault gewünschten Zusammenarbeit an seiner  „Rabelais“ Inszenierung gekommen.)

 

THEATER (Auszug)

Wenn man viel solistisch unterwegs ist, wächst das Bedürfnis, mit anderen zusammen zu arbeiten. Ich übernahm 1972 als künstlerischer Leiter und Geschäftsführer das renommierte Tübinger Zimmertheater, nachdem ich dort zuvor Peter Handkes „Das Mündel will Vormund sein“ inszeniert und zusammen mit dem wunderbaren Salvatore Poddine gespielt hatte. Bis 1979 konnte ich dort, trotz des engen finanziellen Rahmens als Regisseur und Schauspieler die Idee eines poetisch- circensischen Theaters verwirklichen und mit vielen befreundeten Autoren, Musikern und bildenden Künstlern zusammenarbeiten.

Für mich wichtige Produktionen waren u.a.:

    - die von Samuel Beckett autorisierte szenische Aufführung von „Worte und Musik“ 1974;

    - „Schule mit Clowns“ von Karl- Friedrich Wächter 1975. Aus der weiteren Zusammenarbeit mit ihm entstand das Stück „Kiebich und Dutz“;

    - die Uraufführung „Der Zusammenstoß“ von Kurt Schwitters 1976. Ich hatte Friedhelm Lach, der gerade dabei war das literarische Werk von Kurt Schwitters herauszugeben anlässlich einer Tournee mit Peter Handkes „Das Mündel will Vormund sein“ durch die USA und Kanada in Montreal kennen gelernt. Er wies mich auf dieses faszinierende Stück hin und ich war davon sofort wie elektrisiert. Obwohl ich für die Inszenierung eine Drehbühne für die Zuschauer konzipiert hatte, sie demnach nicht „Tournee- geeignet“ war, wurde „Der Zusammenstoß“ (Bühne: Günter Kuschmann, Musik: Reinhard Karger) mit größtem Erfolg bei den Berliner Festwochen, im Kunstverein Stuttgart, beim Festival de Jeunes Compagnies in Liège, bei den Festwochen in Zürich und im Musée de l’Art Moderne in Paris gezeigt;

    - „Die Geschichte vom Soldaten“ von Igor Stravinsky 1976 (Regie und Darsteller)

     - mein eigenes Stück zu den Skizzen von Oskar Schlemmers „Variété“: „Varieté, Varieté, Variationen über ein Thema von Oskar Schlemmer“ (Bühne: Günter Kuschmann, Musik: Geoge Gruntz) 1978, das von den Berliner -, Wiener -, Züricher -, Dubliner Festwochen, dem Premio Roma, dem Istanbul- Festival eingeladen wurde und in vielen deutschen und europäischen Städten gefeiert wurde.

Ich erhielt 1979 die Hölderlin-Medaille der Stadt Tübingen.

Als freier Regisseur machte und mache ich weiterhin Inszenierungen im In - und Ausland, sowie Bearbeitungen für die Bühne.

Hier eine Auswahl:

    - Uraufführung von „Elizaveta Bam“ von Daniil Charms für die Berliner Festwochen 1983;

    - Uraufführung von René Kalisky: „Falsch“, Théâtre de la Place, Liège 1987;

    - Aus unserer Zusammenarbeit mit Beckett beim Fernsehen (s.u.) entstand eine Freundschaft und so gestattete er mir, seine Novelle „Der Ausgestoßene“ auf der Bühne zu spielen. Ich inszenierte mehrere Stücke von ihm (u.a. das Fünf- Nationen- Projekt „Warten auf Godot“ 1997, „Das letzte Band“ 2005, beides am Theaterhaus Stuttgart, Bühne jeweils Gudrun Schretzmeier).

Weiterhin ist mir die intensive Zusammenarbeit mit lebenden Autoren, Komponisten und bildenden Künstlern wichtig.

 

TV / FILM  (Auszug)

1972 drehte ich als Schauspieler beim SWR unter der Regie von Vojteč Jasny den Fernsehfilm „Der Traumtänzer“ mit der wunderbaren Edith Heerdegen, mit Günther Lühr und Hap Grieshaber. Jasny wollte mich daraufhin für seinen Spielfilm „Ansichten eines Clowns“ (Heinrich Böll) für die Rolle des Hans Schnier besetzen. Leider wurde daraus nichts, da der Co-Produzent aus Hollywood eine internationale Filmgröße für die Rolle wollte, man verhandelte mit Dustin Hoffman und engagierte schließlich Helmut Griem (Cabaret). Dieser und der Regisseur überredeten mich im Film die Clownsszenen zu spielen.

1978 Aufzeichnung meiner Produktion „Varieté, Varieté, Variationen über ein Thema von Oskar Schlemmer“ vom SFB Berlin.

Bei den letzten zwei Fernsehproduktionen, die Samuel Beckett  im SWR Stuttgart drehte, wirkte ich  in "Quadrat I & II", 1981 als Darsteller mit und habe mich mit dem außergewöhnlichen Samuel Beckett sofort sehr gut verstanden. Beim Drehen von „Quadrat“ hatte ich die Idee, dem farbigen „Quadrat“ ein schwarz-weißes „Quadrat II“ hinzu zu fügen. Beckett war davon so angetan, dass er mich als Mitautor nennen wollte. Das habe ich allerdings abgelehnt, aber akzeptiert, dass ich auch als Choreograph genannt werde. So kam es zu „Quadrat I und II“.

Für die Beckett- Produktion "Nacht und Träume", 1982 wurde ich wieder als Darsteller eingeladen. Wir hatten danach noch weitere gemeinsame Pläne, die sich aber leider nicht realisiert haben.

 

MUSIKTHEATER (Auszug)

Die Beschäftigung mit Neuer Musik und Neuem Musiktheater ist und bleibt für mich eine Konstante:

    - am Staatstheater Stuttgart Mauricio Kagels „Sur Scène“ 1970 (Darsteller) und Igor Stravinskys „Le Renard“ 1971 (Darsteller) unter der musikalischen Leitung von Bernhard Kontarsky;

    - Zusammenarbeit mit den Komponisten Renato de Grandis, Luc Ferrari und Mario Bertoncini sowie der Sängerin Karla Henius mit anschließender Tournee durch Italien;

    - mit Mauricio Kagel und als Mitglied des  "Kölner Ensembles für neues Musiktheater" war ich an der Uraufführung von „Staatstheater“ an der Staatsoper Hamburg 1971 als Mitspieler beteiligt. Mit „Repertoire“ (einem Teil aus „Staatstheater“) wurden zusammen mit Mauricio Kagel Gastspiele in Europa,  Ostasien 1973, Nord- und Südamerika 1974 durchgeführt;

    - mit John Cage traf ich mich 1992, um mit ihm meine Inszenierung  seiner "Europeras 3 & 4" an der Oper Leipzig als deutsche Erstaufführung 1995 zu besprechen. "Europeras 3 & 4" wurde auch in der Semperoper in Dresden (1996) im Rahmen der "10. Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik" gezeigt und führte dort zu lebhaften Reaktionen;

    - die Oper "Tag/ Nacht /Traumstaub" der jungen Komponistin Annette Schlünz inszenierte ich für die Oper Leipzig und die Expo 2000 in Hannover, Bühne: Daniel Depouteau). Der Deutsche Pavillon wurde damit eröffnet;

    - Neuinszenierung der „Geschichte vom Soldaten“ von Igor Stravinsky 2001 und Darsteller des Teufels in Stuttgart und beim Gengenbacher Sommer, den ich 2000 und 2001 leitete;

    - ich inszenierte aber auch für die Comedy- Gruppe „Tango five“ „Tango five spielt wie Waldi“ (2000);

    - oder an der Hochschule für Musik in Lübeck „Anna Margareta – das Buxtehude Musical“ (2007);

    - oder erfand (mehrfach) szenische Lösungen für Konzerte von „Les Percussions de Strasbourg“;

    - oder schrieb und inszenierte die Musik- Theater- Produktion „E pericoloso NON sporgersi“ für die Sängerin Elisabeth Grard und das Ensemble „Les Temps Modernes“ aus Lyon für das Theater in Esch (Lu) 2005.

Und es gibt weiterhin eine Reihe von Musiktheater- Projekten an denen ich arbeite, u.a. mit dem Komponisten Gordon Kampe.

 

BILDENDE KUNST

Hochspannend ist für mich die Schnittstelle von Bildender Kunst zur Performance. Denn hier wechseln plötzlich die Kriterien, hier sehe ich einen spannenden Dialog zwischen dem Maler, dem Bildhauer oder dem Performer mit dem Theatermenschen.

Am Bauhaus trafen Bildende Kunst und Theater aufeinander und bereicherten sich gegenseitig. Das war für mich ein früher Anlass zur Auseinandersetzung mit der Bauhausbühne. So war ich 1968 und 1979 an  der Rekonstruktion der Bauhaustänze von Oskar Schlemmer (unterstützt von der Witwe Oskar Schlemmers, Tut Schlemmer) beteiligt und entwickelte in den folgenden Jahren immer wieder Projekte/ neue Stücke, die in direktem Zusammenhang mit der Idee der Bauhausbühne standen:

    - " Varieté, Varieté, Variationen über ein Thema von Oskar Schlemmer", UA  Berliner Festwochen 1978 (s.o.);

    - eine Live- Performance zur Eröffnung des Bauhaus Museums in Berlin
    und der Vorstellung der Bauhaustänze 1979.

    - "Bilder Bühne Bauhaus", UA Württembergischer  Kunstverein Stuttgart 1988, mit anschließender Tournee.

    - oder die speziell für diesen Ort geschaffene Neuinszenierung von "Repertoire" von Mauricio Kagel an der Bauhausbühne in Dessau 1991, Bühnenbild Marc Deggeler, die dann auch an weiteren Orten und bei Festivals gezeigt wurde, u.a. Musik- Biennale Berlin und beim Warschauer Herbst.

Natürlich gibt es auch in diesem Bereich immer wieder wunderbare Projekte, die am Ende nicht realisiert werden können. Nicht wahr, Jannis Kounellis, nicht wahr, Tommi Bayrle...?

Was bleibt, ist der Ansporn, es immer wieder neu zu versuchen.

 

PÄDAGOGIK

Viele Jahre habe ich an der staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart unterrichtet, gab aber auch an anderen Orten Workshops und Meisterkurse, u.a.
- an der Harvard University, Mass.,
- beim Ireland- Festival in Dublin,
- an der Filmhochschule in Bombay,
- am Bauhaus Dessau.